Zwei Ponys auf unterhaltsamer Stippvisite im Pflegeheim
Ich glaub, mich tritt ein Pferd! Selten war eine Redensart so zutreffend wie in diesem Moment. Aus dem Aufzug im Foyer des Seniorenzentrums St. Marien kamen nacheinander zwei Ponys heraus. Mit dabei Besitzerin Solveig Holle, eine ausgebildete Kynotherapeutin, und Jana Märtens vom Team der sozialen Betreuung in St. Marien. Sie hatte beim Einstieg in den Aufzug einen kritischen Blick auf die maximale Tragfähigkeit des Fahrgastkorbs geworfen. 1000 kg, die Ponys nur jeweils rund 300 Kilogramm schwer. Das passte also. Hier drohte keine Gefahr. Auch ansonsten an diesem Vormittag im Seniorenzentrum in der Nordstadt nicht. Der Besuch der beiden Shetlandponys Max und Mephisto verlief ohne Zwischenfälle. Die zwei 14 und 18 Jahre alten Tiere verhielten sich in jeglicher Hinsicht vorbildlich, sowohl in den Bewohnerzimmern, als auch beim Gang über die Flure und in den Aufenthaltsbereichen. Sogar dann, als das Bewohner-Essen im Wohnbereich BEG serviert wird und die beiden Ponys zeitgleich auf Tuchfühlung gehen mit ein paar Bewohnern.
Der Anblick der beiden Ponys mitten im Pflegeheim wirkte im ersten Moment etwas bfremdlich. Doch wie Solveig Holle, Besitzerin der Ponys und Betreiberin von "Kynotherapie Altmark", berichtet, funktioniert das Aufeinandertreffen von Menschen mit kognitiven oder körperlichen Einschränkungen und den beiden geduldigen Ponys fast immer sehr gut. Und das tat es auch im Wolfsburger Pflegeheim der Diakonie Wolfsburg. Bettlägrige Personen hatten genauso ihre Freude wie auch demenziell veränderte Menschen, die sich ansonsten eher schwertun mit der Kontaktaufnahme. Solveig Holle bereist mit ihren beiden Ponys schon seit vielen Jahren Pflegeeinrichtungen im näheren und weiteren Umkreis. Tiergestützte Therapie ist das Steckenpferd der Tierliebhaberin aus Gardelegen. Egal, wo sie mit ihren Ponys oder Hunden auftaucht, kommt sie mit Menschen in Kontakt.
Die Menschen danken es ihr mit einem Lächeln, einem Moment der intensiven Verbindung oder einem kurzen Gespräch. "Wir sind total begeistert", freute sich das Pflege-Team des Seniorenzentrums St. Marien. "Wir haben heute hier so viele schöne Momente mitbegleitet."
Auch für die Ponys fielen schöne Momente ab. 4kg klein geschnittene Möhren wanderten im Laufe des zweistündigen Besuchs in ihre Mägen. Im Innenhof-Garten des Seniorenzentrums gab es frisches Gras - und das, obwohl die beiden "Shettys" aufgrund einer Erkrankung auf Heu-Diät gesetzt sind. "An solchen Tagen können wir eine Ausnahme machen", wie Solveig Holle erklärt. Die Ponys ließen sich die Leckerbissen schmecken, bevor sie sich wieder in den Pferdeanhänger führen ließen. Erst im Anhänger äppelten die beiden Tiere. Auch das funktionierte bestens. Flure und Bewohnerzimmer blieben sauber.