Experten der Diakonie Wolfsburg sprechen im Radio über Erfahrungen mit Demenz


"Die Demenz wird in unserer Gesellschaft nicht für voll genommen", so lautet eine der Überzeugungen von Gerontologe Dr. Michael Ramlow, der als Dozent für die Diakonisches Werk Wolfsburg gemeinnützige GmbH arbeitet und als eine von drei Interviewpartnern Nina Andresen vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen Rede und Antwort stand. Die Gespräche wurden im März in Wolfsburg im Seniorenzentrum St. Elisabeth aufgezeichnet und werden als Zusammenschnitt am Mittwoch, 14. Mai, um 21 Uhr bei Radio ffn ausgestrahlt. Am Folgetag erscheint die Sondersendung zum Thema "Demenz" noch als Podcastfolge bei Spotify.
Drei Expertinnen und Experten und viele Erfahrungen, die sich ähneln - eine geballte Ladung an Aufmerksamkeit für ein Thema, dass in unserer Gesellschaft oft tabuisiert wird und mit dem doch so viele Menschen in Berührung kommen. Nicht nur Gerontologe Dr. Ramlow hat selbst im engsten Familienkreis erlebt, was es bedeutet, wenn geliebte Menschen sich "entfernen", auch Stephanie Liesegang (im oberen Bild rechts), Leitung des Hanns-Lilje-Heims, hat im Laufe der fortschreitenden Demenz ihres Vaters alle Phasen der Trauer und des Umgangs mit der Erkrankung durchgemacht. Sie und ihre Familie haben sich damals, als der Vater im Alter von 60 Jahren an Demenz erkrankte, immer wieder mal sehr alleine gefühlt, und das, obwohl sie über Pflege-Expertise verfügten. Viele Menschen haben keine Erfahrungen mit Pflege, wenn sie mit Demenz in Berührung kommen. Sie sind dann womöglich überfordert im Umgang mit Betroffenen, wenn diese sich Stück für Stück verändern.

So war es auch bei Andreas Worttmann, der seine Mutter immer als sehr organisierte und disziplinierte Frau erlebte. Das ist viele Jahre her. Mittlerweile sitzt die alte Dame im Rollstuhl und ist komplett auf Pflege und Betreuung angewiesen. Sie lebt im Hanns-Lilje-Heim in Wolfsburg. Ihr Sohn besucht sie regelmäßig. Die Kontaktaufnahme ist schwieriger geworden. Ihr bleiben nur noch wenige Laute zur Verständigung. "Nicht wegschauen, sondern auf Menschen mit Demenz zugehen", das ist der Appell von Andreas Worttmann an alle Menschen. Was er gerne noch einmal mit seiner Mama erleben würde, wenn er die Uhr zurückdrehen könnte, wollte Redakteurin Nina Andresen im Interview wissen. "Mir fehlt das bewusste Zuhören, das eine Interaktion mit ihr ermöglicht", so Worttmann. "Ich würde mich freuen, wenn die Krankheit noch besser erforscht werden würde."

Welche Formen von Demenzerkrankungen es gibt, was jeder von uns zur Prävention tun kann und wie der Umgang mit Betroffenen im besten Fall aussieht, darüber sprechen die Experten im Radio-Interview. Dass sich der schleichende Prozess einer Demenzerkrankung nicht aufhalten lässt, ist dabei eine der Erkenntnisse. "Am wichtigsten ist es, dass wir uns ganz auf die Menschen einstellen. Beschäftigung ist ein zentraler Teil unserer Arbeit in der Pflege, aber immer nur so weit, wie diejenigen es tolerieren", so Dr. Ramlow (im Bild links). Je weiter eine Erkrankung fortschreitet, desto weniger können Betroffene auf ihre Rituale zurückgreifen, und das macht unsicher, wie wir von Stephanie Liesegang erfahren. Sicherheit zurückgeben und akzeptieren, was sich nicht ändern lässt - das ist eine Quintessenz aus dem Experteninterview.
Wer das ganze Gespräch hören möchte, muss am Mittwoch, 14. Mai, ab 21 Uhr ffn einschalten.
„ffn - Die Kirche - Hilfe interaktiv“ ist eine wöchentliche Beratungssendung in Zusammenarbeit mit Diakonie und Caritas. Menschen in Not aus Niedersachsen berichten jeweils von 21 bis 22 Uhr im Gespräch auf sehr persönliche Weise, wie sie in scheinbar ausweglose Situationen geraten sind.
Zusammen mit Beraterinnen und Beratern der Diakonie und der Caritas werden am konkreten Fall Auswege aus der Krise beschrieben.
Während der Sendung ist ein Beratungstelefon geschaltet. Unter der Telefonnummer 0511 – 360 4 360 oder per Mail an hilfe@hilfe-interaktiv.de gibt es Hilfe und Beratung.
Die Diakonie Wolfsburg unterstützt bei psychischen oder psychiatrischen Erkrankungen durch das Team ihrer Psychiatrisch häuslichen Krankenpflege. Mehr Informationen dazu gibt es hier.
Information und Beratung zu (geronto-)psychiatrischer Pflege und Betreuung gibt es auch vom Expertenteam des Hanns-Lilje-Heims der Diakonie Wolfsburg. Das Hanns-Lilje-Heim ist die einzige (geronto-)psychiatrische Pflegeeinrichtung in der Region. Mehr Infos dazu hier.