Ausbildung zu Generalisten

21. Dezember 2020
    © Diakonie Wolfsburg

    53 junge Menschen haben die neue Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise Pflegefachmann an der Pflegeschule Diakonisches Werk Wolfsburg e.V. begonnen. Davon sind 41 Auszubildende bei der Diakonie in Wolfsburg beschäftigt. 12 weitere Schüler absolvieren ihre Ausbildung im Ausbildungsverbund bei einem anderen Träger. „Die hohe Zahl der Auszubildenden zeigt, dass wir mit der generalistischen Pflegeausbildung eine wichtige Basis gegen den Fachkräftemangel schaffen. Das Kooperationsmodell des Ausbildungsverbunds verdeutlicht, dass wir gemeinsam stark und innovativ sind“, so Ralf-Werner Günther, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werk Wolfsburg e.V.

    26 der Auszubildenden der Diakonie kommen nicht aus Deutschland. „Bis die Auszubildenden aus dem Ausland ihre Ausbildung beginnen können, leisten mein Team und ich viel Vorarbeit“, erklärt Daniela Engelbrecht, Personalleitung. „Angefangen von dem ersten Kontakt über die Bewerbung, einem professionellen Auswahlverfahren, das Bewerbungsgespräche per Skype einschließt, bis hin zum Unterzeichnen eines Ausbildungsvertrages und dem Start der Ausbildung in Deutschland vergehen einige Monate“, fasst Daniela Engelbrecht zusammen. Nicht nur die Auswahl geeigneter Kandidaten nimmt Zeit in Anspruch, sondern auch die vielen rechtlichen und organisatorischen Besonderheiten, die es zu beachten gilt, machen die Gewinnung von Auszubildenden insbesondere aus Drittstaaten zu einem Prozess, der nicht nur das Anforderungsprofil des Ausbildungsberufes berücksichtige muss. Für ihre Ausbildung in Deutschland benötigen sie ein Visum. Voraussetzungen hierfür sind ein Ausbildungsvertrag, die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit, der Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel, eine Unterkunft und Krankenversicherung sowie ausreichende Deutschkenntnisse. Die anspruchsvolle Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise Pflegefachmann erfordert gute Sprachkenntnisse (B2 Niveau). Die Diakonie unterstützt nicht nur vorab bei der Klärung der behördlichen Anforderungen, sondern auch bei ganz pragmatischen Dingen. So organisieren Mitarbeitende der Diakonie WGs und helfen bei der Kontoeröffnung.

    Aber auch beim Lernen der Sprache unterstützt die Diakonie. Zehn der 26 Auszubildenden aus dem Ausland erfüllen bereits die geforderten Sprachkenntnisse. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten einige Auszubildende ihre Sprachprüfung im Ausland nicht ablegen, sodass sie eine Ausnahmegenehmigung erhalten haben bis zum Ende ihrer Probezeit das erforderliche Sprachniveau B2 nachzuweisen. Vivian Roese, Sprachtrainierin, unterrichtet die Auszubildenden zwei Mal wöchentlich. „Für die Auszubildenden ist es eine enorme Herausforderung sich das medizinische Fachvokabular anzueignen. Mich beeindruckt mit welcher Energie und Ernsthaftigkeit sie an dem Sprachunterricht teilnehmen und welche enormen Fortschritte sie in kurzer Zeit machen“, begeistert sich Vivian Roese. Ihr Unterricht ist ausgerichtet auf den Alltag der Auszubildenden. Sie greift berufliche Begebenheiten auf, um ihren Schülerinnen und Schülern möglichst Praxis bezogen die Sprache zu vermitteln. Der Unterricht findet während der Schulphasen an der Pflegeschule statt. Wenn sich die Auszubildenden im Praxiseinsatz befinden, unterrichtet Vivian Roese sie per Laptop in Remote-Sitzungen.

    Neben dem theoretischen Teil an der Pflegeschule erwartet die Auszubildende eine umfassende Praxisanleitung in den jeweiligen Einrichtungen. Praxisanleiter und Praxisanleiterinnen übernehmen den praktischen Teil der Ausbildung. Sie entwickeln das Ausbildungskonzept und legen die Inhalte für den Ausbildungsplan in den Pflegeheimen der angehenden Pflegefachleute fest. Sie sind feste Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für die Auszubildenden. Die Praxisanleiter und Praxisanleiterinnen müssen eine geeignete Qualifikation nachweisen. Zudem sind sie für die Zeit der Praxisanleitung freigestellt und können so die Auszubildenden einzeln oder in Kleingruppen praktisch anleiten. Insgesamt 21 erfahrene Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter stehen den Auszubildenden bei der Diakonie in Wolfsburg zur Verfügung. „Die Ausrichtung der generalistischen Ausbildung erleichtert den Einstieg in die praktische Pflege. Die verschiedenen Kompetenzen bauen aufeinander auf“, erklärt Tobias Reier, zentraler Praxisanleiter. Die Auszubildenden erhalten einen umfassenden Einblick in den späteren Berufsalltag. Die Anleitungszeiten sind in den täglichen Ablauf der Wohnbereiche integriert. Erst begleiten und beobachten die Nachwuchs-Pflegekräfte die Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter, dann werden sie schrittweise an die Aufgaben herangeführt, indem sie zunächst assistieren und später eigenständig die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen übernehmen. „Die Auszubildenden lernen das ganze Spektrum der Pflege in ihren praktischen Einsätzen kennen, nicht mehr nur einzelne Ausschnitte. Es geht nicht nur um das Erlernen der richtigen Arbeitsabläufe, sondern vielmehr um das Erlangen eines umfassenden, ganzheitlichen Pflegeverständnisses. Die Praxis ist eng verknüpft mit dem theoretischen Fachwissen. So haben die angehenden Pflegefachkräfte die Möglichkeit, innerhalb von drei Jahren in ihren anspruchsvollen Beruf hineinzuwachsen“, so Tobias Reier.

    „Ich freue mich, dass die neue Ausbildung so gut angenommen wird und wir mit zwei Klassen im August beziehungsweise Oktober in diesem Jahr starten konnten. Dies zeigt, dass die generalistische Pflegeausbildung sehr attraktiv und zukunftsgerichtet ist“, sagt Daniela Engelbrecht. Ziel der Diakonie ist es, die Qualität der Pflege kontinuierlich weiter zu entwickeln. „Die Anforderungen an die Pflege verändern sich. Sie werden immer vielschichtiger; Menschen in Pflegeeinrichtungen werden zunehmend nicht nur pflegerisch, sondern auch medizinisch versorgt. Die Pflegekräfte von morgen benötigen umfassendes, fachübergreifendes Wissen“ resümiert Daniela Engelbrecht. „Wir möchten unseren Auszubildenden eine langfristige Perspektive bieten und den wissenschaftlichen Aspekt in unserer Pflege erhöhen. Aus diesem Grund führen wir zurzeit mit der Hochschule Ostfalia Gespräche, mit der wir ohnehin über unsere Kooperation seit Jahren verbunden sind, ob die Schulabschlüsse der ausländischen Auszubildenden als Hochschulzugangsberechtigung anerkannt werden, sodass ein berufsbegleitendes Studium im Bereich Pflegewissenschaften an der Ostfalia möglich ist“, erläutert Daniela Engelbrecht.