Schulprojekt ermöglichte Einblicke in die Lebenswelt pflegebedürftiger Menschen

30. Juni 2023
    © Diakonie Wolfsburg/Bettina Enßlen

    Schüler, Lehrer und Unterstützer des spannenden Schulprojekts.

    Unter dem Thema „Eine Woche im Leben eines pflegebedürftigen Menschen“, setzten sich 13 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Fallersleben im Alter von 13-17 Jahren in einem mehrtägigen Projekt damit auseinander, wie sich alte Menschen physisch und psychisch fühlen (können). Das Projekt war von Mathias Matt, Leiter der “Sorgeberatung Matt“, auf den Weg gebracht worden, um junge Menschen für das Alter zu interessieren. Sogar ein Erste-Hilfe-Kurs war integrativer Bestandteil des auf Nachhaltigkeit angesetzten Projekts. Inspiriert durch die Projektinhalte können sich die jungen Menschen ab sofort ehrenamtlich in der Nachbarschaftshilfe engagieren.

    Ein Tag der Projektwoche war reserviert für Einblicke vor Ort: Sieben Schüler besuchten die Tagespflege St. Elisabeth und die Pflegeschule der Diakonie Wolfsburg. Sie erhielten einen Einblick in die Räumlichkeiten und das Konzept einer Tagesgruppe. Sie konnten sich mit Gästen austauschen, gemeinsam spielen und spazieren gehen. Im neuen Skills Lab wurde es praktisch: Wie kann man sich mithilfe von kinästhetischen Techniken rückenschonend bewegen, wie jemanden positionieren oder durch einen Raum führen? Die Schüler waren auch fasziniert von den unterschiedlichen Pflegepuppen und den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten für die Gestaltung der Pflegeausbildung.

    An einem anderen Tag konnten die Schüler zwei unterschiedliche Alterssimulationsanzüge testen und so unmittelbar erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man in seinen Bewegungen und Sinnesfunktionen eingeschränkt ist. Auch das gegenseitige Essen anreichen, das mit verbundenen Augen „blind“ durch die Schulgänge Geführtwerden, das Ausprobieren von Rollstuhl und Rollator war möglich. Unterstützt und angeleitet wurden die Schüler von zwei Lehrkräften und zwei Auszubildenden der Pflegeschule.

    Sana, Auszubildende der Pflegeschule, empfand das Projekt als „großartig“: „Es war schön, einmal das eigene Wissen weitergeben zu können und etwas von der Ausbildung zu erzählen. Viele junge Menschen haben meiner Erfahrung nach eine völlig falsche Vorstellung von Pflege“, berichtete sie. Sie war sehr überrascht, wie viele junge Menschen sich für das Projekt interessiert hatten. Sie hofft, dass sich bei ihnen dadurch vielleicht die Einstellung zur Pflege und alten Menschen geändert hat.

    Schülerin Lilli fand es gut, etwas über die Biografien alter Menschen erfahren zu haben. Spannend sei es gewesen, zu hören, wie diese die jetzige Zeit erlebten. Interessant fand sie auch, wie unterschiedlich die geistige und körperliche Verfassung der einzelnen Gäste in der Tagespflege war: gleiches Alter - unterschiedliche Mobilität. Der Alterssimulationsanzug gefiel ihr deshalb ganz besonders. Zu spüren, wie die Einschränkungen die Bewegung beeinflussen, hat sie demütig werden lassen. Sie sei seither dankbar dafür, nicht so eingeschränkt zu sein.

    © Diakonie Wolfsburg/Bettina Enßlen

    Auch Merle erlebte den Perspektivwechsel für sich als wichtige Erfahrung. Sie hatte Schwierigkeiten beim Lenken des Rollstuhls und beim Bugsieren durch die Türen.

    Weiterer Bestandteil der Projektwoche war die acht Module umfassende Schulung zum „Ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfenden in Niedersachen“ von Matthias Matt. In Kombination mit dem absolvierten Erste-Hilfe-Kurs können die Schülerinnen und Schüler die Erlaubnis zum „Ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfenden“ beim Land Niedersachsen beantragen und nach der Durchführung von einfachen Hilfen für Pflegebedürftige eine Aufwandsentschädigung von bis zu 125 Euro pro Monat aus den Mitteln der Sozialen Pflegeversicherung erhalten.

    Ideell und finanziell gefördert wurde das Projekt am Gymnasium Fallersleben unter anderem von der Margarete-Schnellecke-Stiftung, dem  Lions Club Wolfsburg und dem Behindertenrat der Stadt Wolfsburg.