Roy Präger beim Projektstart des VfL Erinnerungskoffers auf Charmeoffensive im St. Elisabeth
Was eine Freude für Edith Lohmann – so viele Jahre war sie mit ihrem Mann treue Stadiongängerin und jetzt kommt Roy Präger im Aufstiegs-Outfit bei ihr im Pflegeheim vorbei und will mit ihr plaudern über gute alte Zeiten? Ein wenig Nervosität kam erst auf. Aber die zwei Besucher vom VfL und die aus dem alten Koffer gezauberten Requisiten brachen bei den zwei Bewohnerinnen des Seniorenzentrums St. Elisabeth schnell das Eis. „Darf ich Du sagen“, fragte Präger die Seniorinnen gleich zu Beginn. Denn erkannt hatte Edith den ehemaligen Spieler sofort, aber das Einordnen von Jahreszahlen und historschen Details zu Aufstieg, Stadion, Torschützen und Trikot-Designs klappte nur mit kleinen Einschränkungen. Das war egal und tat der guten Stimmung beim Premieren-Einsatz des VfL Erzähl- und Erinnerungskoffers überhaupt keinen Abbruch. Und das mit dem Duzen, das fühlte sich auch gleich richtig an für alle.
Im kleinen Wohnzimmer des Wohnbereichs BEG hatten Edith Lohmann und Ingrid Dedolf auf dem Sofa Platz genommen. Roy Präger und Bianka Friedrich vom Fanclub Vielfalt hatten den Koffer geöffnet und alte Fotos und Fan-Utensilien auf dem Boden verteilt – alles mögliche Gesprächsanregungen. Ein grüner Schaumstoff-Würfel und die auf große Plakate geschriebenen Quizspiel-Kategorien bildeten den Rahmen für eine muntere Unterhaltung, an der sich alle beteiligten. Da ging es beispielsweise um Stadtgeschichte, Hobbies, den VfL, persönliche Erinnerungen und manches mehr. Mit dem Koffer voller Geschichten über Ereignisse und Erlebnisse mit dem VfL und durch einen Rückblick auf die Entwicklung der Stadt Wolfsburg wollen der Fanclub Vielfalt und der VfL Wolfsburg dazu beitragen, dass sich Menschen mit einer demenziellen Erkrankung an spannende Zeiten erinnern und sich dazu austauschen können. Denn, so die Idee des neuen Projekts, die schönsten Erinnerungen sind es, die einem beim Zurückdenken ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Und das hat zum Projektstart im Seniorenzentrum St. Elisabeth bestens funktioniert.
Roy Präger legte vor und erzählte von seinen Kindheitserinnerungen in Zossen (damals DDR), wo er in einer Milchkanne für seine Oma Blaubeeren pflücken musste, bis die Kanne voll war, dass er sich schon immer gerne bewegt hat und süß-saure Eier liebte. „Kennt ihr die, wie habt ihr die immer gemacht?“, wollte er von Ingrid und Edith wissen. Kochrezepte und alte Fotos – das funktioniert in der Biografie-Arbeit fast immer – so war es auch hier. Viel gab es zu erzählen aus alten Zeiten. „Ich bin aber noch gar nicht lange in Wolfsburg, erst seit 1974“. Ingrids Bemerkung sorgte für große Heiterkeit im Wohnzimmer des St. Elisbeth. Als Ingrid in Wolfsburg ankam und Familie gründete, war Roy Präger noch ein kleiner Junge ohne Fußball-Ambitionen.
Der Besuch von Roy Präger und Bianka Friedrich war jedenfalls ein Volltreffer. „Unsere zwei Damen schwärmen von diesem Ereignis“, so ließ Edmund Kunke, Pflegefachkraft und verantwortlicher Wohngruppenansprechpartner, verlauten. Er hatte den Projektstart ins Seniorenzentrum St. Elisabeth geholt und sich stark gemacht für die Idee und vor allem auch für das besondere Erlebnis für "seine" Bewohner.
Jetzt soll die diie Reise weitergehen für den Erzähl- und Erinnerungskoffer. Er kann beim VfL kostenlos ausgeliehen werden und die Betreuungsarbeit in Tagespflegen, Tagesbetreuungen und stationären Pflegeeinrichtungen unterstützen. Beteiligt am Inhalt waren der VfL Wolfsburg, die Stadt Wolfsburg und das Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation.
Mehr Infos zum Projekt gibt es beim Fanclub Vielfalt des VfL Wolfsburg.