Kranzniederlegung im Hanns-Lilje-Heim

27. März 2023

    Im März jährte sich zum dritten Mal der Beginn der Corona-Pandemie in Wolfsburg und mit ihr die große Infektionswelle im Hanns-Lilje-Heim. 48 Menschen starben damals innerhalb weniger Tage an den Folgen der Virusinfektion.

    Wir gedenken der Toten und ihrer Familien und haben an der Stele im Garten des Heims unter dem austreibenden Apfelbaum einen Blumenkranz in Herzform niedergelegt.

    Die Erinnerungen an diese herausfordernde Zeit sind lebendig. Wir blicken zurück und schaffen Raum zum Austausch und zum gemeinsamen Verarbeiten der Erlebnisse. Wir schauen nach vorne und sind stolz auf das Team vor Ort, dass den Widrigkeiten getrotzt hat, zueinandersteht, Handlungskompetenzen weiterentwickelt hat und zusammen mit der Geschäftsführung die Pläne und das Konzept für den Neubau eines gerontopsychiatrischen Zentrums auf dem Klieversberg erarbeitet.

    Wir lassen hier Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen, die am nächsten dran sind:

    Bettina Nabe (seit 2012 Teil des Pflege-Teams im Hanns-Lilje-Heim): „Es macht mich immer noch betroffen, das Menschen das Hanns-Lilje-Heim nicht als Pflegeheim für Gerontopsychiatrie sehen, sondern als das Heim, in dem so viele Menschen gestorben sind.“

    Arta Muji (seit 2018 im Pflege-Team): „Ich war damals Auszubildende. Die Bilder bleiben. Ich hoffe, dass so etwas nie wieder passiert. Manchmal habe ich Angst, dass wir Mitarbeiter schuld waren, dass so viele Bewohner verstorben sind.“

    Anne Marie Wolf (seit 2010 im Pflege-Team): „Für mich war es schlimm, dass ich damals nicht bei meinen Kollegen sein konnte, weil ich gerade entbunden hatte. Ich habe alles über die Medien verfolgt.“

    Katja Rendelmann (seit 2018 in der Verwaltung des Hanns-Lilje-Heims): „Ich hatte immer Angst, jemand im privaten Umfeld zu infizieren. Um die Kollegen zu unterstützen, habe ich damals mein Privatleben stark eingeschränkt. Ich möchte jetzt abschließen und positiv in die Zukunft schauen.“

    Silke Bamberger (seit 2014 in der Verwaltung): „In der Zeit nach dem Ausbruch hatten wir einen starken Teamgeist. Den möchte ich wieder erleben, hier und im gesamten Unternehmen.

    Torsten Juch (seit 2016 Leitung):Alle Mitarbeiter haben sich für das Unternehmen eingesetzt und gezeigt, dass wir es gemeinsam schaffen. Das dieses Geschehen nicht vergessen wird, ist für mich sehr wichtig, und dass auch die Menschen außerhalb des Unternehmens wahrnehmen, dass wir immer an dieses Ereignis erinnern werden.“

    Marlies Wolligand (seit 2015 Teil des Hauswirtschafts-Teams):In der Anfangszeit bin ich drauf angesprochen worden, jetzt ist alles ok. Die Hilfe vom Seelsorge-Team im Unternehmen bei einem Gespräch zuhause hat mir geholfen, das Erlebte zu verarbeiten.“

    © Diakonie Wolfsburg/Bettina Enßlen

    Angelina Seitz (seit 2001 im Hauswirtschafts-Team): Ich empfinde es als sehr schön, dass wir einen Gedenkort eingerichtet haben. So wird das Geschehene nicht vergessen. Es war traurig genug.“

    Peter Lellau (Haustechniker, seit 1991 im HLH): „Bei der Baubesprechung für den Neubau ist mir noch mal richtig bewusst geworden, wie die Situation in 2020 war und wie wir improvisieren mussten. Es ist beruhigend zu wissen, dass bei einem erneuten Ausbruch nicht mehr gleich die Gefahr des Versterbens besteht. Bei den Firmen ist das Thema Corona und Hanns-Lilje-Heim nicht mehr präsent. Bis Mitte 2022 war das noch anders.“

    Ellen Markworth (Soziale Betreuung, seit 2005 im Team): „Es belastet mich nicht mehr. Am Anfang war es sehr schlimm. Unser Gedenkort ist auch für die Angehörigen zum Anlaufpunkt mit einer positive Resonanz geworden.“

    Tanja Krüper (Pflegedienstleitung, seit 2019 Teil des Teams): "Im Nachhinein ist mir bewusst geworden, wie selbstlos das Team die Aufgabe gemeistert hat - jeder an seinem Platz und darüber hinaus. In meiner damaligen Funktion als stellvertretende Pflegedienstleitung hatte ich große Entscheidungen mitzutreffen. Keiner wusste, wohin die Reise gehen wird. Diese Zeit hat mich geprägt. Das Hanns-Lilje-Heim hat schon einige Herausforderungen gemeistert, diese hat uns gemeinsam wachsen lassen. Der Abschied von den verstorbenen Bewohnenden fiel schwer. Vielen Infizierten konnten wir auch durch die Krise helfen. Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein und dankbar für das in der Pandemie neu erworbene Wissen. Künftig werden wir mit solchen Ereignissen anders umgehen können."