Junger Wolfsburger beglückt Heimbewohner mit seinem Klavierspiel

Johanna Weingärtner bedankt sich bei Max Gümmer für die besondere Nachmittagsunterhaltung.
Freitagnachmittag im Senioren- und Begegnungszentrum Bertha-von-Suttner in Ehmen. Im Wohnbereich im 2.OG ist wenig los, als Max Gümmer sein E-Piano aufbaut. Die Kaffeezeit ist gerade vorbei. Die Hauswirtschaftskräfte räumen ab und befüllen die Spülmaschine. Einige Beowhner sind sitzengeblieben und beobachten gespannt, was sich an diesem Nachmittag hier bei ihnen im Haus tut. Der junge Klavierspieler geht von Tisch zu Tisch, stellt sich mit Namen vor und erzählt, was er vorhat. "Ich heiße Max Gümmer, war schon einmal hier bei Ihnen und werde gleich für Sie Musik machen." So lautet sein Einstiegssatz. Mit manchen Senioren kommt er direkt ins Gespräch, bei anderen gelingt das nicht. Das akzeptiert er.

"Ich möchte einfach meine Musik mit anderen Menschen teilen. Irgendwann war es mir zu wenig, nur daheim für mich zu üben und zu spielen." Max Gümmer ist 25 Jahre alt, arbeitet als Erzieher in einem Kindergarten und ist eher ein introvertierter Typ. Er braucht keine große Bühne oder einen großen Auftritt. Er ist glücklich mit dem, ws er macht und das ist viel mehr als nur Musik. Er will lernen, auf andere zuzugehen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen - gerne über seine Musik, aber auch über andere Dinge. Seine bisherigen Besuche im monatlichen Rhythmus im Senioren- und Begegnungszentrum Bertha-von-Suttner schenkt er den Menschen. Das sieht er als sein neues Projekt, sein Ehrenamt. "Aber ich komme gerne auch zweiwöchentlich", bietet er Ergotherapeut Christian Fillias an, der die Soziale Betreuung in dieser Pflegeeinrichtung koordiniert und mit Max auch die Termine abspricht. Max und Christian sind gleich alt und finden sofort eine gute Gesprächsbasis. Sie unterhalten sich über die Bedarfe einzelner Bewohner und teilen die Freude, die die kleinen Konzerte bei ihnen auslösen.

Manfred Disterheft und Johanna Weingärtner sind "Max-Fans". Sie setzen sich im Wohnbereich 1.OG direkt vors E-Piano in die erste Reihe, als Max mit dem Aufbau beginnt. Manfred Disterheft hat früher selbst Musik gemacht, Akkordeon gespielt. "Aber da war ich Teil einer Unterhaltungsband, junger Mann, so eine Musik können Sie wahrscheinlich gar nicht spontan spielen?" Max Gümmer erfragt Lieblingstitel und verspricht, die bis zum nächsten Besuch zu üben. Unterhaltungsmusik in der Kategorie von Manfred Disterheft ist eigentlich eher nicht sein Ding. Er mag Ragtime, er liebt es klassisch und da ist auch schon einmal ein Walzer dabei. Als er den heute ankündigt, wirft eine Seniorin an einem weiter hinten gelegenen Tisch ein, dass sie sich auf den Dreivierteltakt freuen würde. "Oh, Sie kennen sich aus?", hakt Max nach. "Wollen Sie vielleicht dazu tanzen?" Die Dame verneint, das mit dem Tanzen schafft sie nicht mehr. Aber die Füße wippen mit, als Max loslegt.

Auch die Beine von Johanna Weingärtner bewegen sich im Rhythmus der Musik, solange Max spielt. Als er eine Pause macht, klatscht sie begeistert Beifall: "Wunderbar, und so einfühlsam", lobt die alte Dame. "Ich bin begeistert. Das ist mal was ganz anderes als das, was wir hier sonst haben. Eine schöne Abwechslung."
Hobby-Pianist Max Gümmer freut sich. Er hat sein Ziel erreicht. Er will etwas bewegen in einem sozialen Umfeld. Als er sich auf die Suche gemacht hatte nach einem geeigneten Ort, hat er in so machem Jugendzentrum, Mehrgenerationenhaus und Pflegeheim vorgesprochen. Als er im Senioren- und Begegnunszentrum Bertha-von-Suttner auftauchte, wurde er von Leitung und Team gleich mit offenen Armen empfangen. Schnell war der erste Probetermin vereinbart und Max zur Stelle.
Er ist geblieben. Seitdem spielt er hier. Einen Teil seiner Schüchternheit hat der 25-Jährige bereits abgelegt. Er sei eben kein geborener Entertainer, bleibe lieber im Hintergrund, wie er sagt. Doch für die Senioren im Pflegeheim hat er Empathie und Leidenschaft. "Ich komme so gerne mit ihnen in Kontakt", wie er betont. Und ganz nebenbei macht er einige von ihnen richtig glücklich - durch seine Musik, aber vor allem auch durch seine Offenheit, sein Lächeln und sein Interesse an ihnen.
