Gumi-Delegation sucht Austausch zu sozialen Fragen bei Diakonie Wolfsburg
Erster Stopp der neuntägigen Reise war vergangene Woche Wolfsburg, genauer gesagt, die Diakonie Wolfsburg. Die 17-köpfige Delegation aus der südkoreanischen Großstatdt Gumi hatte verschiedene Ziele in Deutschland und benachbarten Ländern auf der Agenda. Die Reise war von langer Hand geplant gewesen - es ging um Antworten und Lösungsmodelle in Bezug auf die soziale Frage. Denn diese Frage brennt auch Akteuren aus Kommunalveraltungen, Wohlfahrtsverbänden und Sozialorganisationen am anderen Ende der Welt unter den Nägeln. "Auch bei uns werden die Menschen älter und pflegebedürftiger und junge Menschen zieht es nicht gerade in den Pflegeberuf", erklärte Jason Kim, Organisator der Reise und in Gumi als Beamter der Kommune für soziale Fragen mitverantwortlich.
Die Delegation hatte über die Stadt Wolfsburg, mit der Gumi gerade die Verlängerung der Städte-Kooperation besiegelt hat, nach einem Wohlfahrtsverband vor Ort gefragt, der ihr Einblicke gewähren kann und sich die Zeit nimmt für einen Austausch. Ralf-Werner Günther, Geschäftsführer der Diakonisches Werk Wolfsburg gemeinnützige GmbH, hat zugesagt und dafür gesorgt, dass die Gäste aus Südkora etwas mitnehmen können. So wurden Gastgeschenke ausgetauscht, aber vor allem auch Ideen. "Wir möchten Ihnen mit unserem Seniorenzentrum St. Elisabeth eines unserer Pilotprojekte zeigen, auch die Pflegeschule, die hier in diesem Gebäude untergebracht ist.
Das Programm traf ins Schwarze - denn gerade die Qualität und Attraktivität der deutschen Pflegeausbildung interessierte die Gäste aus Gumi. "Wie schaffen Sie es, Auszubildende aus dem Ausland für eine Ausbildung bei Ihnen zu begeistern?", wollten die Besucher wissen. "Und welche Voraussetzungen müssen die Menschen haben, wenn Sie hier in die die Ausbildung starten?" Es ging um das Durchschnittsalter unserer Auszubildenden, die Länder, aus denen die Auszubildenden kommen, die Verzahnung von Theorie und Praxis und bei der Besichtigung natürlich vor allem auch um das Skills Lab. Denn die Delegation aus Südkorea hatte die Gelegenheit, noch vor der offiziellen Einweihungsfeier im Juli die modern ausgestattten Räume des Skills Lab anzuschauen. Pflegeschulleiter Frank Stemmler hatte eigenes eine Unterrichtseinheit in das Skills Lab verlegt, damit es mehr zu sehen gab als schicke Räume und digitale Pflegepuppen.
Nebenbei wurden viele Fragen geklärt, zum Beispiel auch nach dem Brandschutzkonzept für Gebäude, in denen junge Menschen und Senioren arbeiten und leben. "Bei uns sind Wasserschläuche bis in die Flure gebaut, so dass wir im Brandfall selbst mit dem Löschen beginnen können, bis die Feuerwehr eintrifft", so einer der Gäste aus Südkorea.
Der Rundgang führte weiter in die 5. Etage des Neubaus mit dem Blick auf Rathaus und das Volkswagenwerk. Dass in einem Seniorenzentrum wie dem der Diakonie Wolfsburg Menschen im Betreuten Wohnen, in Wohngemeinschaften, in der Tagespflege und in stationärer Pflege unter einem Dach leben und bei Bedarf betreut werden, faszinierte die Besucher. Sie wollten wissen, aus welchen Töpfen welche dieser Wohn- und Unterstützungsform finanziert werden und auch, wie wir in unserem Sozialstaat die Gelder aus der Pflegeversicherung verteilen. Dass auch in unserem Land das Sozialsystem Schwächen hat, regte an zur Fortsetzung einer gemeinsamen Diskussion. Eine extra aus Frankfurt angereiste Dolmetscherin hatte viel zu tun mit dem Hin- und Her-Übersetzen.
Arvid Kuhn, Assistenz der Heimleitung im St. Elisabeth, nahm die Delegation mit zu einem Rundgang durchs Haus, unter anderem zu Besuchen bei einer der beiden Wohngemeinschaften und in die zweite Etage ins Pflegewohnen. Von Interesse waren hier die Größe der Zimmer, die Ausstattung mit Mobiliar und Personal. Auch ein Blick in ihr Zimmer ermöglichten einige WG-Bewohner spontan.
Bei der anschließenden Präsentation und Gesprächsrunde im Begegnungsraum wurde Gastgebern und Gästen sehr deutlich, wie viele ähnliche Herausforderungen es gibt. In den Industrienationen werden die Menschen immer älter. Der Pflegeberuf gilt auch in anderen Ländern als "nicht gerade leicht". Was uns mit Ihnen hier bei der Diakonie verbindet", so eine südkoranische Teilnehmerin, "ist die Grundhaltung. Auch bei uns soll der Mensch im Mttelpunkt unseres Handelns stehen."
Mit Einzelfotos vor dem Willkommensschild mit südkoreanischen Schriftzeichen vor dem Eingang des Seniorenzentrums, vielen Dankesbekundungen und Absichtserklärungen zur Fortsetzung des gemeinsamen Erfahrungsaustausches endete nach zweieinhalb Stunden dieser Besuch der 17 Südkoreaner bei der Diakonie Wolfsburg. Für sie ging es direkt weiter nach Leipzig zum nächsten Stopp. "Wir wollen gerne wiederkommen", so Herr Kim.