Ankommen trotz Sprachbarrieren

11. August 2022

    Dies ist die Geschichte über das Ankommen in einer neuen Heimat von Luba Kußmaul, die erzählt, wie man ankommen kann, auch wenn man die Sprache der neuen Heimat nicht spricht.

    Luba Kußmaul stammt aus Odessa. In der Ukraine hat sie als Kardiologin mehr als dreißig Jahre in einem großen Krankenhaus in der Hafenstadt am Schwarzen Meer gearbeitet. Dort lernte sie ihren Ehemann Waldemar kennen. Sie bekamen eine Tochter. Ihre Tochter Marta zog es als Au-pair nach Deutschland. Sie verliebte sich und beschloss zu bleiben. Nicht zuletzt wegen ihrer drei Enkelkinder Jessica, Vanessa und Leon folgten ihr Luba Kußmaul und ihr Ehemann einige Jahre später nach Wolfsburg. Luba Kußmauls Mann hatte deutsche Vorfahren, sodass die Formalitäten schnell erledigt sind. Seine Familie stammt ursprünglich aus Süddeutschland und er sprach Deutsch mit bayrischen Akzent. In Odessa sprechen die Kußmauls Russisch. Luba Kußmaul versteht ein wenig Deutsch, aber sie spricht es nicht. Aufgrund einer Erkrankung wurde ihr Mann pflegebedürftig und zog in das Seniorenzentrum St. Elisabeth in der Wolfsburger Innenstadt. Dort lernt Luba Kußmaul die Pflegekraft Swetlana Sauter kennen. Sie ist wie sie gläubige orthodoxe Christin und spricht Russisch. Die Freundschaft der beiden ist sehr tief. Regelmäßig fahren sie gemeinsam zur Andacht nach Braunschweig oder Gifhorn, wo es einen beeindruckenden Nachbau einer russischen Holzkirche gibt. Als 2012 Luba Kußmauls Mann nach fast sechzig Ehejahren verstirbt und Swetlana Sauter beruflich in das Senioren- und Begegnungszentrum Bertha-von-Suttner in Ehmen wechselt, zieht sie dorthin um.

    © Diakonie Wolfsburg

    Bewohnerin Luba Kußmaul mit Pflegekraft Anna Jacoby

    Hier trifft sie Anna Jacoby, die den Bereich leitet, auf dem Luba Kußmaul wohnt. Anna Jacoby ist gebürtige Polin. In der Schule hat sie Russisch gelernt. Das ist ein glücklicher Zufall. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Anna Jacoby hilft ihr beim Ankommen. Luba Kußmaul hat viel erlebt in ihrem Leben, ihr Glaube war dabei immer eine Konstante, der ihr Sicherheit und Zuversicht gegeben hat. Jeden Morgen um sieben Uhr spricht sie ein Dankgebet und liest die Tageslosung aus ihrer Bibel. In ihrem Zimmer hat sie einen kleinen Altar eingerichtet. An den Wänden hängen Ikonen. Anna Jacoby und ihr Team haben ihre Abläufe angepasst, damit sie Luba Kußmaul in ihrer Andacht nicht stören. Ab und zu fastet sie - dann wird ihr Essen entsprechend ihrer Wünsche zubereitet. Luba Kußmaul ist sehr energetisch und spricht sehr schnell. Manchmal lacht Anna Jacoby und sagt „Luba, nicht so schnell. So kann ich dir nicht folgen.“ Luba Kußmaul fühlt sich sichtlich wohl im Senioren- und Begegnungszentrum Bertha-von-Suttner. Es ist ihr Zuhause geworden.

    © Diakonie Wolfsburg

    Mitarbeiterin Olga Titushkina und Luba Kußmaul verstehen sich.

    Das liegt auch daran, dass viele Menschen, um sie herum sind, die ihre Sprache sprechen. Olga Titushkina ist Kasachin und auch sie spricht Russisch. Oft sind es die kleinen Dinge, die es den Alltag schwierig machen, wenn man sich nicht mitteilen kann. Ist eine Glühbirne im Zimmer kaputt, dann meldet sich Luba Kußmaul bei Olga Titushkina statt bei dem Hausmeister. Sie hat viele Menschen um sich, die Russisch sprechen. Valentina Kondrat kommt aus Russland. Pjeter Kabila stammt aus Albanien - sie verständigen sich mehr mit Händen und Füßen. Ihr guter Freund, Gerhard Löwe, der wie sie im Senioren- und Begegnungszentrum wohnt, spricht ebenfalls Russisch. Und wenn keiner da ist, um für Luba Kußmaul zu dolmetschen, dann rufen die Pflegekräfte Marta, ihre Tochter, an.